- Artikel-Nr.: SUN10597
Medizin, Gesellschaft und Geschichte Beihefte Bd.52, 2014
Der Verlag
Wie sah der Alltag eines Arztes im 19. Jahrhundert aus? Welche Faktoren bestimmten seine Praxis? Diese Fragen beantwortet Marion Baschin in ihrer sozialgeschichtlichen Untersuchung der ärztlichen Tätigkeit von Friedrich Paul von Bönninghausen (1828 1910). Bönninghausen praktizierte zwischen 1864 und 1910 in Münster in Westfalen als Homöopath. Er hatte die Praxis von seinem Vater Clemens von Bönninghausen übernommen und führte wie er Krankenjournale. Die quantitative und qualitative Auswertung einer repräsentativen Auswahl dieser Journale erlaubt einen Einblick in die alltägliche Praxis des homöopathischen Arztes. Dabei werden die Persönlichkeit Bönninghausens, seine Kenntnisse sowie die Klientel seiner Praxis, die dort behandelten Krankheiten und alle Aspekten der administrativen, kommunikativen und therapeutischen Gestaltung der ärztlichen Tätigkeit betrachtet. So kann der Alltag einer wohl weitgehend "durchschnittlichen" homöopathischen Arztpraxis im ausgehenden 19. Jahrhundert rekonstruiert werden. Dabei fällt vor allem auf, dass die homöopathische Praxis Bönninghausens denjenigen anderer Ärzte ähnlicher ist, als man vermuten könnte.
Marion Baschin, geb. 1981, Studium der Fächer Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Stuttgart. Promotion 2010. Derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung Stuttgart für das DFG-Projekt Ärztliche Praxis 17. 19. Jahrhundert . Forschungsschwerpunkte: Sozialgeschichte der Medizin, Patientengeschichte, Historische Demographie, Homöopathiegeschichte.